Mach‘s gut, Artus!

11.11.2020

Kaltblutpferd des Tiergarten Worms verstorben

Foto Klaus Diehl, Freundeskreis Tiergarten Worms: 1997 - Erstmals halten die Kaltblüter Einzug in den Tigerarten Worms. Links im Bild Artus. 
Foto Klaus Diehl, Freundeskreis Tiergarten Worms: 1997 - Erstmals halten die Kaltblüter Einzug in den Tigerarten Worms. Links im Bild Artus.

Es ist kaum in Worte zu fassen, wie sehr der Tod des Kaltblutpferdes Artus bewegt. „Wir müssen uns nach über zwei Jahrzehnten von einem wahren Urgestein des Tiergartens verabschieden und es fällt uns unendlich schwer“, so Tiergarten Worms gGmbH und Freundeskreis Tiergarten Worms e.V. gemeinsam. „Du hast uns und Millionen Besucher fasziniert.“

Mit seinem stattlichem Alter von 28 Jahren musste der Tiergarten Worms eines seiner bekanntesten Tiere gehen lassen: der Pfalz-Ardenner Artus wurde aufgrund seiner zunehmenden Altersbeschwerden eingeschläfert. Mit seiner großen Statur mit einem Stockmaß von knapp 1,60 Meter war er in der Herde schon von Weitem leicht auszumachen und bestach alle mit seinem gutmütigen Charakter: „Artus war ein so liebes und ausgeglichenes Tier, bis zuletzt blieb er stets freundlich und das zu wirklich Jedem. Seine imposante Erscheinung täuschte so manchen darüber hinweg, dass er einen so weichen und guten Kern hatte“, so Revierleiterin des Bauernhofes Jennifer Natusch.

Im Sommer 1997 zog Artus feierlich in den Tiergarten Worms ein. Gemeinsam mit zwei Stuten bezog er den neuen Pferdestall, der als erstes Großprojekt vom Freundeskreis gebaut und finanziert wurde. Artus führte somit die erste Kaltblut-Herde überhaupt an, die jemals im Tiergarten lebte und war selbst auch ein Geschenk des Freundeskreises an den Tiergarten. Artus gehörte der Rasse der Pfalz-Ardenner an, eine sehr seltene, vom Aussterben bedrohte Haustierrasse, gezüchtet für schwere Feld- und Forstarbeiten.

Die Verbindung des Freundeskreises zu Artus blieb über all die Jahrzehnte eine ganz besondere. Im Galopp eroberte er die Herzen und avancierte zum Wappentier des Vereins, dessen langjähriger Geschäftsführer und heutiger 2. Vorsitzender Jochen Schwartner es sich nicht nehmen ließ, die Patenschaft für ihn über all die Jahre zu übernehmen. „Unsere und Artus Geschichte sind eng miteinander verwoben, er wurde zum Gesicht unseres Vereins, sein Konterfei prangt von allen Flyern und das wird auch in Zukunft, als Erinnerung an Artus, so bleiben“, beschreibt Achim Herb, 1. Vorsitzender des Freundeskreises die wichtige Rolle des Kaltblutpferdes für den Verein.

Artus führte ein öffentliches Leben im Tiergarten und war auch durch seine Arbeitseinsätze vor der Kutsche oder beim Bäumerücken im Wäldchen stadtbekannt. Unvergessen bleibt sein Auftritt beim Backfischfestumzug 1997, dort zog er die Kutsche des damaligen Oberbürgermeisters Gernot Fischer geführt vom ehemaligen Tiergartenmitarbeiter, Siegfried Gomer, Revier Bauernhof, und dem damaligen Tiergartenleiter Ernst Jockers. Der Wallach wüsste sicher so manche Geschichte zu erzählen, zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Dass das Tier überhaupt so alt wurde grenzt an ein kleines Wunder, im Durchschnitt werden Pferde seines Kalibers 18 bis 20 Jahre alt. In den letzten Jahren erfuhr Artus daher etwas mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Weniger beweglich für die eigene Fellpflege, sprangen hier die Tierpfleger ein, um vor allem beim Fellwechsel kräftig zu unterstützen. So schwer es ihm fiel, das alte Winterfell abzuwerfen, so viel Kraft kostet es im Herbst neues wachsen zu lassen. Deshalb konnte man Artus an sehr kalten oder ungemütlichen Wintertagen auch mal mit seinem Wintermantel auf der Anlage dösen sehen. Auch bei der Fütterung kamen ihm mineralstoffreiche Extraportionen zuteil. 

Artus liebte immer wiederkehrende Rituale, die waren ihm wichtig. Wenig Verständnis brachte er auf, wenn das Mittagessen nicht minutiös genau geliefert wurde. Dann scharrt er ungeduldig mit den Hufen und hielt nach den Tierpflegern Ausschau. Und als wahrer Genießer wollte er bitte auch nicht bei seinem Sonnenbad gestört werden. Von der grundsätzlich freundlichen Art des sanften Riesen, profitierten auch die Auszubildenden des Tiergartens: Halfter an- und ausziehen, Hufe auskratzen und die Anatomie der Pferde konnten gerne geübt werden. Geduldig ließ er alle gewähren, bis die angehenden Tierpfleger das Halfter richtig eingestellt oder das letzte Steinchen aus den Fugen des riesigen Hufs geholt haben. Bei Führungen stellte er sich gerne zur Verfügung um aus nächster Nähe zu zeigen wie mächtig ein Kaltblut sein kann und bei Kindergeburtstagen stand er im Mittelpunkt, ließ sich füttern und striegeln und von dem Gewusel vieler kleiner Hände nicht aus der Ruhe bringen.
Mach‘s gut Artus, Du bleibst uns unvergessen!

 
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